Freitag, 1. Juni 2012

Vielen Dank, Herr Gauck!

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-06/gauck-islam-muslime

Der Islam gehört a) nicht zu Deutschland b) auf jeden Fall zu Deutschland c) vielleicht zu Deutschland - Du musst Dich entscheiden, drei Felder sind frei. Plopp! Plopp – das heißt Stop, nur noch einen Hopp, dann bleibt es dabei.

So, oder so ähnlich, kommt einem die alljährliche Grundsatzdiskussion vor, die durch unsere Lande zieht, springt man ja fröhlich von einem Feld zu anderen und kann sich irgendwie nicht entscheiden und wenn man es doch kann, dann löst man ein bundesweites Geheul aus, gibts ja immer irgendjemanden der sich auf den Schlips getreten fühlt. Dies sind zumeist diejenigen, die sich mächtig, mächtig schwer tun, wenn es darum geht, sich von Radaubrüdern wie den Salafisten zu distanzieren, eiert man da ja um den heißen Brei und lässt sich jede Aussage mühsam aus der Nase ziehen, bis einem das Gesicht einschläft und man lustlos vor sich hin schlummert. Kaum aber kommt der Islamsatz - den ich im übrigen nicht mehr hören kann - wird man wach und fühlt sich zu einer Stellungnahme genötigt - es wäre schön , wenn dieser Elan auch bei anderen Themen auftreten würde und nicht nur, wenns ums eigene Zipperlein geht.


Was ich von Joachim Gaucks Interview halte? Hören Sie mich denn nicht applaudieren? Endlich bringt mal einer mehr raus, als den populistischen Wulff- bzw Söder-Satz  und endlich entfacht mal einer die dringend notwendige Debatte, ohne mit einer Feststellung sämtliche Gegenargumente vom Tisch zu wischen, nur weil einer ganz toll liebgehabt werden will, oder gerade auf Stimmenfang ist. Beim Christian mags ersteres gewesen sein und der Markus hat wahrscheinlich nur bei ihm abgeschrieben - das ist in letzter Zeit ja mächtig in Mode und entwickelt sich zu einer neuen Politiker-Tradition, wenn auch zu keiner besonders Guten. Dies mag auch der Grund sein, warum sich manche nun derartig aufbäumen, haben die sich ja höchstwahrscheinlich schon an das simple Schwarz-Weiß Gesülze gewöhnt, schont das die Gehirnzellen ja mächtig und man musste sich auch nicht so arg anstrengen, wie bei Joachim Gauck, ist der ja anscheinend auf einem höheren intellektuellen Level angesiedelt - man ist total überfordert, also schnell verbal niederknüppeln, bevor sich dieser Unart auch noch andere anschließen.

Dabei war bis jetzt alles soooo schön einfach, hat man Probleme ja soooo schön ausblenden können und konnte unliebsame Gespräche im geplosterten Schreibtischsessel einfach weglümmeln - wie ein Kind, dass sich die Augen zuhält, ist die Realität ja dann auch verschwunden, alles ist in bester Ordnung. OK, viele der Bürger fühlen sich zwar schön langsam veräppelt, aber die Deppen wählen einen ja sowieso wieder, haben sie das ja schon immer gemacht, auch wenn man noch so ahnungslos war - Hauptsache man trug es stilsicher und selbstbewusst vor. Und wenn mal einer nicht im selben Takt tickte? Dann war er ein Rechter und ein Rassist - alles Dinge, die man dem jetzigen Bundespräsidenten nur schwerlich vorwerfen kann. Jetzt muss man die Ärmel hochkrempeln und sich der Situation stellen - allein dafür gebührt dem Herrn Gauck ewiger Dank.


Wie? Ob ich gegen den Islam bin? Mitnichten, aber es muss endlich mal breit und vernünftig diskutiert werden, kann es ja nur so zu einem echten Zusammenwachsen der Kulturen kommen, hat man man bis jetzt dieses Feld nur den radikalen jeglicher Couleur überlassen - wohin dies führt, hat man ja gerade in Bonn sehr gut gesehen. Es gilt die beiderseitigen Wehleidigkeiten auszuräumen und gesunde Lösungen zu finden, sind die ja die Grundlage dafür, dass man Salafisten und Nazis gleichermaßen in die Schranken weisen kann. Es gilt Rechte und Pflichten klar zu definieren, Ängste zu besänftigen und Missverständnisse aufzuklären - also alles, was man bis jetzt nicht getan hat. Nun hat man die Chance und dies abseits von Pro-Nrw und abseits eines Vogels. Es wäre schön, wenn man sie wahrnehmen würde. Zum Wohle von uns allen.


Guten Tag









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