Donnerstag, 15. März 2012
Der heile Islam des Jürgen Todenhöfer
Nun, Herr Todenhöfer, das ist ja an sich ein schönes Video, jedoch nicht unbedingt meins, gibt es da ja aus meiner Sicht einiges zu kritisieren. Ich bin ja kein Freund der totalen Verdammung einer Glaubensrichtung, auch finde ich die Haltung vieler islamkritischer Seite mehr als fragwürdig, jedoch ist eine Verharmlosung wohl auch nicht wirklich besser, ists ja nur die andere unnötige Spitze. So finde ich es ja mehr als eigenartig, wenn Sie vom Glockengebimmel in Teheran philosophieren, aber andererseits ein Pfarrer im Iran auf seine Hinrichtung wartet, man kann also nicht wirklich von einer seriösen Recherche sprechen:
http://www.welt.de/politik/ausland/article13886003/Iraner-sitzt-in-der-Todeszelle-weil-er-Christ-wurde.html
Youcef Nardakhani würde bei der Sichtung ihres Vortrags kaum in ehrfürchtiges Schweigen verfallen, einzig ungläubiges Staunen, ob ihrer Ignoranz, würde ihn wohl überkommen. Mir gehts im übrigen genauso, kann ich ja überhaupt nicht verstehen, warum bei uns immer verallgemeinert werden muss und zwar auf beiden Seiten, so sprechen die einen prinzipiell vom Teufels-Islam, während die anderen in schwülstiges heile Welt Gesülze verfallen. Beides entspricht nicht der Wahrheit, liegt die ja wie üblich in der Mitte, auch wenn dies natürlich kaum jemandem gefällt, wird man da ja in seiner Weltsicht nicht bestätigt und dies will ja vor allem kein Journalist, der mit seinen Thesen durchs Fernsehen tingelt.
Sicherlich ist die Schuld am derzeitigen Wahnsinn nicht bei einer Gruppe alleine zu suchen, waren ja vor allem George W. Bushs christlich untermalte Kriegsphantasien mehr als behämmert, wenn nicht sogar verbrecherisch, jedoch sind auch im arabischen Raum nicht nur Engeln beheimatet, wie uns dieser märchenhafter Vortrag weißmachen will. Da wird geköpft und gesteinigt, unterdrückt und verfolgt und so manch Kritiker verschwindet auf Jahre in einer Gefängniszelle - wenn er denn Glück hat und ihm nicht ein Strick um den Hals gelegt wird. Natürlich unterstützen nicht alle Muslime diese steinzeitliche Geisteshaltung, regt sich ja Widerstand, welcher jedoch meist unfriedlich niedergebügelt wird, notfalls auch mit Leichensäcken. Als Rechtfertigung dient der Islam, kann der ja zu fast allem benutzt werden, was einem so im Sinn steht, hängt es ja immer davon ab welche Geisteshaltung dem Leser des Korans innewohnt, ob der nun lieblich oder mörderisch ist.
Auch die von Ihnen vorgelegten Zahlen stelle ich in Frage, so ist der Grund für die wenigen gelungen Terroranschläge der letzte Jahre wohl auch im geschärften Blick auf islamistische Gruppen zu suchen, welcher die meisten Anschlagsversuche noch vor deren Ausführung im Keim erstickte. Auf dem rechten Auge war man blind, da gebe ich Ihnen recht, und dies kostete vielen unschuldigen Opfern das Leben, jedoch ist dies ja hoffentlich nun zu Ende und man kümmert sich nun endlich um dieses unnütze braune Gesindel.
Nun sollte man ja wirklich mehr miteinander sprechen, jedoch gibt es eben Dinge, die vor allem hierzulande nicht verhandelbar sind, nämlich diejenigen die unseren Grundwerten gänzlich wiedersprechen. Davon gibt es ja einige, allem voran die Gleichberechtigung der Frau, welche im Hardcore-Islam eben nicht unseren Vorstellungen entspricht - auch wenn man es noch so schönsurt - und auch die Demokratie hat verinnerlicht zu werden, sonst ist man in Europa fehl am Platz und sollte sich in östlicheren Gefilden eine Heimat suchen. Beides wurde hart erkämpft, sogar Blut klebte auf den Straßen, es ist also mehr als verständlich, dass sich dies niemand wegnehmen lassen will, nur weil sich ein paar Wirrköpfe eine veraltete Weltsicht als einzigen Lebensinhalt auserkoren haben. Staat und Religion sind hierzulande getrennt, eine Unterwanderung ist unerwünscht, egal aus welcher Glaubensgemeinschaft die nun kommen mag, braucht ja niemand einen Rückschritt ins finstere Mittelalter.
Allen Muslimen, die dies beherzigen, reiche ich gerne die Hand, und kein Gegenwort wird mir zB bei einem Moscheebau über die Lippen kommen, soll ja jeder seinem Glauben huldigen dürfen, auch wenn er nicht der meinige ist. Auch Respekt werde ich ihnen entgegenbringen, jedoch erwarte ich mir dies auch von meinem Gegenüber, ist dies ja keine Einbahnstraße. Funktionieren tut dies ja beim überwiegenden Teil der Menschen hervorragend, einzig ein kleiner Haufen stemmt sich gegen dieses vernünftige Zusammenleben mit Händen und Füßen, welchen man entschieden entgegenzutreten hat. "Die" Muslime, Herr Todenhöfer, die gibt es nämlich nicht, genausowenig, wie es "die" Christen, oder "die" Atheisten gibt, teilt sich ja die Menschheit eher in Vernünftige und Volldeppen. Letztere braucht niemand und denen gebe ich auch nicht die Hand - weder Deutschen noch Zugereisten. Auch ein schöngefärbtes Video ändert daran nichts. Auch nicht von Ihnen, halte es ich ja mit der Aussage von Rafik Schami.
http://taz.de/Prominenz-Journalisten-und-Syrien/!88869/
Wie recht er doch hat.
Guten Abend
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