Donnerstag, 26. Mai 2011
Mehr Schein als Sein
Ich möchte dem freundlichen Herren in einem Punkt Recht geben, so ist doch die zunehmende Kälte in der deutschen Gesellschaft mitverantwortlich für das aus dem Boden schießen solcher Sekten. Jeder ist sich selbst der Nächste, manch Einer kennt nicht mal mehr seinen Nachbarn, und jede zusätzliche Sozialleistung wird als persönlicher Angriff auf das eigene Hab und Gut empfunden. Auch geht kaum ein Aufschrei des Entsetzens durch das Volk, wenn im Mittelmeer Flüchtlinge ertrinken, hätten die doch sowieso nur in unserer Heimat schmarotzt und Drogen verkauft. Früher war dies anders, konnte man sich ja noch gut an die Solidarität nach dem Krieg erinnern und konnte deshalb mit anderen Notleidenden mitfühlen. Heute jedoch ist das gänzlich vergessen, Neid und Mißgunst haben Einzug gehalten und der Rest der Welt geht uns am Hintern vorbei. Und das rächt sich eben, außen wie auch innenpolitisch, wenn die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, so mach Hoffnungsloser wird davon in die Fänge solcher Seelenfänger getrieben, gaukeln die doch die heile Welt vor.
Doch ist die Gesellschaft in der arabischen Welt wirklich besser? Natürlich nicht, so ist zwar der Familienzusammenhalt größer, harmonischer bei weitem nicht. Man hockt zwar auf einem Haufen zusammen, doch ist dies in den wenigsten Fällen eine Herzens- sondern eine Geldfrage, ist die Altersvorsorge ja bei Null anzusiedeln und kaum Einer kann sich seinen Lebensabend mit der eigenen Rente finanzieren, wenn es denn überhaupt eine gibt. Die Arbeitslosenzahlen liegen im zweistelligen Prozentbereich und so versucht eben Jeder, etwas für den Unterhalt beizusteuern, sonst wären alle verloren. Gestritten wird da und dort, und so manche Schwiegertochter träumt davon ihren angeheirateten Hausdrachen ins Heim abzuschieben, alleine an den Möglichkeiten scheitert sie. Natürlich auch an der Tradition, doch läßt die immer mehr nach, sieht man doch z.B. in der Türkei einen massiven Zuwachs an privaten Altersheimen, natürlich wieder nur für die, die über das nötige Kleingeld verfügen. Und so hocken sie weiter in einem windschiefen Häuschen zusammen, bis das der Tod sie scheidet oder unerwarteter Reichtum eintritt.
Die Gastfreundschaft ist aber größer? Auch nicht so wirklich, so läßt man den ungebetenen Gast zwar ein, das freundliche Lächeln ist dann aber meist Fassade und nach der Verabschiedung ist des öfteren ein lauter Erleichterungsseufzer zu vernehmen. Danach beginnt auch das übliche sich das Maul zerreißen, also eigentlich nicht anders als bei uns. Allein der Schein wird gewahrt, bei uns wird einem die Eingangspforte gleich gar nicht geöffnet.
Ich bin es den alten Mann im Video von Herzen vergönnt, daß er sich nicht mehr einsam und alleine fühlt und will ihm dies auch gar nicht schlecht reden, nur ist es wieder mal nur Schein und nicht echtes Sein, das ihm vorgespielt wird. Der Orient ist nun mal keine Urlaubspostkarte, das ist ein täglicher Kampf ums Überleben und ich bin mir sicher, daß viele gerne mit uns tauschen würden. Und genau die würden für Möchtegern-Fundis wie Pierre Vogel nur ein müdes Lächeln übrig haben, wissen die doch wie sich echte Salafis bei ihnen aufführen, was ist dagegen schon ein kleiner Ex-Boxer.
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