Dienstag, 3. Juli 2012

Kinder und strenge Religion - mein Beileid

Kind sein und strenger Uralt-Glaube sind anscheinend zwei Dinge, die nicht zusammenpassen, schließt es sich ja gegenseitig aus und beschert jedem derartig Heranwachsenden einen lebenslangen Albtraum, aus dem es irgendwann kein Entrinnen mehr gibt. Die Beschneidungsdebatte der letzten Tage hat uns dies sehr gut gezeigt, scheinen bei einigen Eltern die eigenen Vorstellungen ja mehr zu zählen, als das leibliche Wohl des Kindes - fast ist man geneigt vor der Geburt einen Erzieherführerschein anzuregen, wo so mancher wohl auch beim Idiotentest kläglich durchfallen würde.

Ein Westerwelle und eine Roth sehen dies natürlich anders und dies aus unterschiedlichen Gründen, einen sie zwar die Unfähigkeit auf sich und einen von den Zwein halte ich für den schlechtesten Außenminister aller Zeiten, jedoch kommt bei der Claudia noch der Hang zu orientalischen Schwülstigkeiten hinzu, knuddelt sie ja alles und jeden, was sich eine Dattel hinter die Kiemen schmeißt:

http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/kritik-an-beschneidungs-urteil-weitet-sich-aus-1.2889726

Kack auf die Kleinen, pseudointellektuelles Kulturengefasel ist angesagt, wobei ich mich dann ja frage, warum man nicht die "gesunde" Ohrfeige wieder ins Programm nimmt, hat die ja auch eine lange Tradition - oder sind nur fremdländische Körperverletzungen schützenswert?

Eigentlich müsste man aber dem mutigen Richter dankbar sein und ihn nicht mit einem politischen Anti-Rückgrat-Fäkaliensturm überziehen, hat sein Urteil ja dafür gesorgt, dass eine schon lange fällige Debatte in Gang kam, in der mittlerweile auch jüdische Stimmen auftauchen:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1800972/

Ok, mancher mag den Historiker Michael Wolffsohn durchaus als umstrittene Persönlichkeit betiteln, jedoch hat ein von allen liebgehabter Zeitgenosse noch nie etwas bewirkt - wer es allen rechtmachen will, der wird zum Guido und schafft es nichtmal zur geschichtlichen Fußnote. Vor allem einen Satz aus obigen Interview kann ich voll und ganz unterschreiben:

Man muss natürlich, denn wenn nur die Beschneidung bei Juden oder bei Muslimen - und wir reden wohl gemerkt nur von Männern -, wenn also die Beschneidung das einzige Zeichen der Verbundenheit zwischen Gott und dem männlichen Menschen ist, dann steht es um diese Verbindung sehr schlecht. Also das kann es ja wohl nicht sein.

Er hat recht, so kann es ja um eine Religion nicht wirklich gut bestellt sein, wenn man sie an einen derartig kleinen Stückchen Fleisch festmacht - sie liegt schon röchelnd am Boden und wartet auf den Todesstoß. Immer weniger junge Leute wollen sich diesem allumfassenden Diktat unterwerfen, sie finden ihren eigenen Bezug zum Glauben, was wohl eine riesige Prediger- und Gelehrtenschar zur Arbeitslosigkeit verdammt und darum wird auch gegen jede Neuerung gekämpft, verliert man ja täglich an Macht und Einfluss. Und wo kommen wir eigentlich hin, wenn die Menschen mal draufkommen, dass sie für ihr spirituelles Wohl keine Mittelsmänner brauchen, die mit Gottes-Stille-Post-Spielchen ihren Magen füllen? Eben, darum am besten alles so lassen, wie es ist - was lange dauert, das muss ja gut sein.

Auch auf der muslimischen Seite wird übrigens heftig diskutiert und auch da gibt es durchaus kritische Stimmen, welche ich gerechterweise anführen möchte, schließlich hilft Einäugigkeit niemanden - außer dem eigenen Ego und meines muss nicht wirklich gestreichelt werden, überlasse ich das ja liebend gerne anderen:

http://www.muslima-aktiv.de/forum/viewtopic.php?f=8&t=14388

Für und wider, die Meinungen sind bunt gemischt, aber es wird darüber geredet und genau das ist auch gut so....und unerwünscht, zumindest von der Obrigkeit. Ich hoffe, dass die angestoßene Diskussion nicht einschläft und nicht wieder der Dornröschenschlaf seinen Einzug hält, worauf man wieder für hunderte von Jahren in einen tiefen Schlaf verfällt.

Nun gibt es da aber noch eine Geschichte, die ob der abzuschnippelnden Vorhaut irgendwie untergeht, was ich jedoch schade finde und darum möchte ich sie auch hier anführen, gehts ja wiedermal um Sprösslinge, denen man die Kindheit ein bisschen versauen möchte:

http://www.taz.de/Schulschwimmen/!96579/

Wissen Sie, was ich mich frage? Ob Gott wirklich so ein hasserfüllter Satansbraten ist, der unter seinen Untertanen keine Freude erträgt - drückt ihn vielleicht gar der Schuh und will er deshalb sämtliche Vergnügungen schon in der Grundschule unterdrücken? Wie? Das eben war Blasphemie? Echt? Nun, dann hoffe ich, dass die obigen Eltern die Strafe ereilt, schließlich sinds ja genausolche Verbohrte, die den von ihnen verehrten Herrn in den Dreck ziehen, braucht ja einen derartigen Spielverderber niemanden - eine Abkehr von diesem ist also nicht verwunderlich.

Aber nur weiter so, ruiniert man sich ja nur selber, schießt man sich ja so in die Bedeutungslosigkeit, so ist ein Glaube, der an den menschlichen Bedürfnissen vorbeibetet, ja irgendwann nur mehr eine böse Erinnerung. Was sagen Sie? Der Islam ist die schnellstwachsende Religion? Das stimmt zwar nicht so ganz, wird da ja jeder mitgezählt, der als solcher auf die Welt kommt, auch wenn er eine Moschee niemals von innen sieht, aber lassen wir es mal so stehen. Wer von den neuen Brüdern und Schwestern lebt und glaubt denn so? Wer zieht sich den fundamentalistischen Mantel an? Eben, nur die doofen - die anderen wollen zB mit den Salafisten nichts zu tun haben - sie denken selbst. Dummköpfe aber können zwar die anderen eine zeitlang dominieren - lange jedoch hat das noch nie funktioniert. Das sage nicht ich, das zeigt die Geschichte. Lies!

Guten Tag


2 Kommentare:

  1. "Westerwelle will Religionsfreiheit" - ja, für wen? Ist das Grundrecht auf Religionsfreiheit für ein Kind oder Neugeborenes weniger wert als das eines Erwachsenen?

    Da wird geeifert und gegeifert, ob eine befruchtete Eizelle ein uneinschränktes Recht auf Leben hat, aber einem bereits geborenen Menschen spricht man gleich ein (beim Beschneiden zwei) Grundrecht(e) ab. Meist kommt dies aus der ganz bestimmten Ecke.

    Im übrigen bleibt es den Eltern unbenommen, im Rahmen ihres Erziehungsrechtes dem Kind den eigenen Glauben nahezubringen. Es soll ihm doch nur die Entscheidung, voll in die Religionsgemeinschaft der Eltern einzutreten, selbst überlassen werden. Übrigens egal, ob das nun Schnibbeln oder nur Wasserspritzen ist.

    Und einen Gott, der Erlösung oder Verdammnis am Pullerchen oder an benetzer Stirn festmacht, kann man sowieso getrost in die Tonne kloppen.

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  2. Den Aufschrei der Grünen kann ich wieder einmal nicht nachvollziehen. Aktuell setzen sich die Grünen für die Strafbarkeit der Genitalverstümmelung ein. Zitat „Genitalverstümmelung ist eine der schwersten Menschenrechtsverletzungen“. Allerdings nur bei Frauen. Unbestreitbar ist, dass bei Frauen ein erheblich größerer Schaden verursacht wird. Doch gibt es kein Land, wo ausschließlich nur Frauen beschnitten werden. Man muss dies in den Ländern immer im gleichen religiösen Kontext zu der männlichen Beschneidung sehen. Wenn das eine von den Grünen zurecht als ein barbarischer Akt verurteilt wird, verwundert es doch, dass sie Kritiker der grundsätzlichen Kinderbeschneidung als realitätsfremd betrachten. Sie fordern in der Gesetzesvorlage eine Bestrafung nach § 226, für Mädchen. Diesen Paragraphen führt der Richter in seinem Urteil auch an, hier für Jungs. Das sehen die Grünen als Eingriff in die Religionsfreiheit und Elternrechte. Wer so stark die Geschlechter unterscheidet, wirkt diskriminierend. Man sollte sich vor Augen führen, dass die Debatte aus einem aktuellen Anlass geführt wird. Ein Arzt (ein Arzt Frau Roth) führt professionell eine Beschneidung bei einem vierjährigen Kind durch, nach zwei Tagen kommt es zu Komplikationen und zu einer stationären Behandlung. Das rief die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Natürlich muss der Staat die Interessen des Kindes vertreten und klären, warum die Gesundheit des Kindes durch Arzt und Eltern gefährdet wurde. Frau Roth sieht hier die Lösung in einer Beschneidung durch Ärzte(!?) und den Schutz der Kinder im Schoße der Religionsgemeinschaften. Ein weiterer Beweis, dass Frau Roth stets desinformiert in die Mikrophone plaudert. In den USA sterben ca. 100 Kinder direkt oder indirekt (Anästhesie, Verbluten, Blutvergiftung usw.) jährlich nach einer Beschneidung, zudem kommen dort wegen Komplikationen Impotenz- oder Missbildungsfälle vor (Quelle US Kinderheim-Organisation Intact America). In Afrika liegt die Todeszahl besonders aus hygienischen Gründen höher. Gesehen an der Vielzahl der Beschneidungen natürlich eine geringe Zahl an Opfern. Aber mit religiösen Motiven nicht zu legitimieren.

    Die Religionsgemeinschaften sollten erklären, warum heute noch Kinderbeschneidungen nötig sind. Warum sie Angst haben, diese Entscheidung volljährigen und unabhängigen Menschen zu überlassen. Die religiöse Erziehung bleibt ja weiter ein Recht der Eltern. Dass die Religionsgemeinschaften jetzt auf den Internetplattformen diskutieren, was letztendlich der wahre Grund der Bescheidung ist, ist zwar aufschlussreich aber nicht entscheidend. Im Jahre 2012 gibt es keine religiösen Begründungen, die das rumschneiden an Kindern, egal welches Geschlecht, rechtfertigen.

    http://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/2012/februar/strafbarkeit-der-genitalverstuemmelung.html

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